LiquidSnakE wrote:Vicarocha wrote:Nein, keine Geschmacksfrage, sondern eine Frage der Rezeption im Lichte der [viele, viele Worte...]
Mit anderen Worten: Selbst ein Pornofilm ist ein ästhetisches Kunstwerk der Dramaturgie, wenn der Rezipient es so erlebt, obwohl der ausführende Regisseur und Produzent sein Werk nie als solches gesehen hat. I disagree. Treyarch wohl auch. Wobei die sich vermutlich freuen, wenn jemand ihre (zwar atmosphörische, aber trotzdem) Action-Schießbude als "Antikriegsspiel" empfindet. Spielt keine Rolle.
… und du glaubst nicht, dass das anmaßend ist? Ungeachtet dessen, dass das altgriechische
aísthēsis "Wahrnehmung"/"Empfindung" heißt und insofern bereits auf das subjektive Erleben des Rezipienten rekurriert und das Pornographie zweifellos auch Kunst sein kann (wie bereits auch juristisch vor ein paar Jahrzehnten demonstriert wurde; m.E. sind die drei Kunstbegriffe des BVerfG auch für eine alltägliche Bereichsbestimmung der Kunst, resp. eine Differenzierung in Kunst und "Nicht-Kunst" geeignet), empfehle ich dir, das Phänomen (konstruktivistischer) "Medienzezeption" und bspw. Publikationen über die Semiotik von Medientexten zu studieren, resp. dich diesbzgl. zu informieren. Insofern diesbzgl. ernsthaftes Interesse existiert, hätte ich eine Palette an empfehlenswerter Literatur.
Und auch ungeachtet dessen: Ich glaube ja, dass weder deine, noch meine diesbzgl. Informationen über Treyarch und eine evtl. Intention derselben hinreichend oder überhaupt existent sind, Meinungstendenzen derselben konstatieren zu können (insofern basiert dein Glaube an einen Widerspruch auch seitens Treyarch auf…), ungeachtet dessen, dass solche Informationen "Die Geschichte im Kopf des Zuschauers"* zwar akzentuieren können, aber eine diesbzgl. Intention auch noch keine Differenzierung in "richtige" und "falsche" Interpretationen plausibilisiert [man kann bspw. auch einen Film wie
American History X als Plädoyer für(!) Rassenhass interpretieren]. Und der Umstand der multilateralen Medienproduktion ist noch gar nicht diskutiert; d.h.: wäre es hinreichend, dass einzelne (mehr oder weniger zentrale) Kreative oder der Produzent bspw. im Rahmen einer offiziellen Stellungnahme die eigene Intention artikuliert? Ich glaube nicht… das sind aber Axiome der Textanalyse, die prinzipiell (m.M.n.) bereits im schulischen Deutschunterricht gelehrt werden sollten (dass das nicht der Fall ist, habe ich natürlich selbst erlebt).
* Mikos, Lothar (1996): Die Geschichte im Kopf des Zuschauers. Strukturfunktionale Film- und Fernsehanalyse. Teil 2. In: Medien Praktisch; Nr. 4/1996, S.57-62.
Der Satz "Allerdings stimmt das nicht." hätte dir eigentlich signalisieren sollen, dass ich meine damalige Behauptung selbst zurückgezogen habe.
Ich habe den Satz auf den Satz "Wenn niemand versteht, was du sagst, kann niemand behaupten, du würdest falsch liegen." bezogen und als Ermunterung zum allg. "Ungehorsam" mir ggü. interpretiert (was ich übrigens durchaus begrüße, ich will nämlich nicht – wie mir hier unlängst vorgeworfen wurde -, dass die Leute einfach alles schlucken, auch wenn es von mir kommt; Skeptizismus ist mir ein viel zu hohes Gut).
Ich betrachte die exzessive Benutzung von Fremdwörtern und, ich sage einmal, "veralteten" Formulierungen per se als snobbistisch […].
Meine Freundin bezeichnet mich auch immer als Snob, muss also einen gewissen Wahrheitsgehalt haben… mir fehlt aber leider der Reichtum, den ich mit dem Begriff konnotiere.
Aber: Meine Intention ist nicht "Erniedrigung", dass die Sprache aber z.T. auch selektieren soll (aber prinzipiell nicht in der aktuellen Diskussion), habe ich bereits in meinem letzten Beitrag konstatiert; ich habe meinen Sprachhabitus bereits in der Vergangenheit als Vereinfachung für mich selbst kommuniziert, ich kann so schneller und präziser schreiben, d.h., dass bereits wenn ich etwas in großer Eile schreibe, die Wahrscheinlichkeit größer ist, dass ich den Intellektuellen raushängen lasse.
Einer Sache muss ich aber noch kommentieren: "[…] in einem Forum über Videospiele - einem Kulturkreis, wo generell eine lockere, zwanglose Sprache gepflegt wird […]." Ob das generell der Fall ist, würde ich bezweifeln, insb. weil Spieler sich ja aus allen möglichen Schichten, Kulturkreisen u.ä. rekrutieren.