Danganronpa 2: Goodbye Despair (PS Vita)
Danganronpa 2 war definitiv eines der Spiele, auf die ich als Riesen-Fan des Vorgängers, das ich bereits als
eines der besten PSP-Spiele überhaupt bezeichnet habe (wobei es problemlos auch als eines der besten
Vita-Spiele durchgeht), 2014 am meisten gewartet habe. Und teilweise hat es sich ausgezahlt.
Story und Szenario sind - wieder - eine der größten Stärken des Spiels. Diesmal verschlägt es eine neue Gruppe von Schülern der Hope's Peak Academy auf eine tropische Insel. Doch statt sich gegenseitig umzubringen, werden sie von einem Plüschhasen namens Usami vor eine noch bizarrere Aufgabe gestellt: sie sollen ihren Ausflug genießen und Hoffnung sammeln. Sind alle Hope Fragments gesammelt, ist der Trip beendet. Natürlich kommt aber relativ schnell alles anders und Monokuma taucht wieder auf - und das "School Killing Game" geht in Runde 2. Anfangs sind Handlung und Charaktere etwas grau, doch das ändert sich schnell. Vor allem das Ende ist rasant und geprägt von mehreren radikalen Twists. Den Epilog fand ich zwar enttäuschend, da er etwas zu "ideal" ist, aber das ändert nichts daran, dass mich die Geschichte überwiegend gefesselt hat (obwohl ich den größten Twist schon ca. ab Kapitel 3 vorhergesehen habe).
Das tropische Settings bietet gegenüber dem Vorgänger einen drastischen Kontrast, denn statt in einem engen Schulgebäude eingesperrt zu sein, warten nun mehrere Inseln darauf, erforscht zu werden. Natürlich ist diese Änderung rein kosmetisch, denn nach wie vor schaltet man nach jedem Class Trial ein neues Areal frei, das aus einem Hub mit mehreren Sub-Bereichen besteht - also quasi das gleiche wie in Teil eins. Gameplay-technisch hat sich dagegen das eine oder andere getan.
Für alle, die
Danganronpa nicht kennen, eine kurze Einführung: Es handelt sich um einen Genre-Mix aus Krimi/Mystery, Visual Novel und diversen Minispielen. Im "Daily Life"-Teil jedes Kapitels lebt ihr einfach vor euch hin, erforscht die Insel, unterhaltet euch mit euren Schulkollegen. Doch irgendwann passiert ein Mord. Im "Deadly Life"-Part müsst ihr Beweise sammeln und Zeugenaussagen aufnehmen, denn nach einer gewissen Zeit beginnt das Class Trial, wo ihr den Killer identifizieren müsst. Gelingt euch dies, wird der Killer exekutiert, während die übrigen Schüler verschont werden; andernfalls darf der Täter die Insel verlassen und alle außer ihm werden exekutiert.
Im Zuge der Class Trials müsst ihr diverse Minispiele bestehen, in denen ihr Beweise und Argumente richtig einsetzen, aber auch etwas Geschick zeigen müsst. Natürlich werden die Spiele mit der Zeit komplexer und schwieriger. Hier kamen gegenüber dem ersten Teil neue Varianten wie der "Logic Dive" hinzu; alte Minispiele wurden um frische Nuancen ergänzt. Hier setzt gleich meine erste Kritik an: die neuen Minispiele werten das Gameplay nicht auf, im Gegenteil. Vor allem das "Rebuttal Showdown", wo natürlich die Vita-Features eingesetzt werden
mussten (man wischt in bester Fruit-Ninja-Manier wie ein Irrer über den Screen, um Argumente zu zerschneiden, ehe man eine passende Schwachstelle findet, wo man mit Gegenargumenten kontern und "gewinnen" kann), ist sehr entbehrlich, da man speziell auf dem "Mean"-Schwierigkeitsgrad kaum Zeit hat, überhaupt zu lesen, was auf dem Screen steht (was zumindest ein Problem ist, wenn man - wie ich - mit japanischer Sprachausgabe spielt und mitlesen muss, um zu verstehen). Ein kurzes Wort zu den eben angesprochenen Vita-Features: diese sind zum Glück alle optional. Man kann Danganronpa 2 - wie den Vita-Vorgänger, Trigger Happy Havoc - auch "klassisch" wie das PSP-Original nur mit Stick und Buttons spielen, was ich auch jedem dringend rate. Die Implementierung der Vita-Features ist zwar akzeptabel, aber weder präziser, noch komfortabler als ein "normales" Kontrollschema ohne Antippen/Drag & Drop/Wischen etc.
Ein großes Plus ist der erneut exzellente Soundtrack, der nicht nur einige Stücke aus dem Vorgänger übernimmt bzw. remixt (darunter auch mein absoluter Lieblingstrack,
"Climax Reasoning", der erneut während jeder "Final Climax"-Sequenz zu hören ist), sondern auch neue Stücke in Ohrwurm-Qualität zu bieten hat (z.B.
"Beautiful Ruin (Summer Salt)", den Song, den ihr - als das mehr oder weniger offizielle "Daily Life"-Theme - am häufigsten hören werdet).
Eine Kleinigkeit muss ich zum Abschluss noch erwähnen: Der Entwickler von Danganronpa, Spike Chunsoft, ist auch für die (ebenfalls exzellenten) Puzzle-Spiele
999: Nine Hours, Nine Persons, Nine Doors und
Virtue's Last Reward verantwortlich - und ließ es sich nicht nehmen, in
Danganronpa 2 eine Homage an diese Titel einzubauen. An einer Stelle im Spiel müsst ihr aus einem verschlossenen Raum entkommen - auf die gleiche Weise wie in diesen beiden Spielen (wer zumindest eines davon kennt, weiß, was ich meine). Und genau dieses Puzzle brachte mich dazu, das Spiel für zwei Tage beiseite zu legen: Obwohl 999 und Virtue's Last Reward auch heftige Kopfnüsse zu bieten hatten, waren sie am Ende des Tages immer irgendwie halbwegs logisch. Dieses Puzzle ist es nicht. Ich habe im Endeffekt für den Othello-Part einen Guide konsultiert, dessen Autor eingeräumt hat, die Lösung selbst nur abgeschrieben zu haben, da er auch nicht kapiert, wie man darauf kommt. Muss man die Regeln von Othello kennen, damit die Lösung Sinn ergibt? Ich weiß es nicht. Sicher, ich hätte die gesamte Escape-Sequenz überspringen können (die Entwickler sahen wohl kommen, dass sich die Fanbase von
Danganronpa nicht notwendigerweise mit der von
Virtue's Last Reward deckt und haben diese Sequenz daher optional gemacht), aber als jemand, der
Virtue's Last Reward mit der Platin-Trophäe abgeschlossen hat, war Kneifen keine echte Option für mich. Falls ihr
Danganronpa 2 durchspielt und von alleine auf die Lösung des Othello-Rätsels kommt, erleuchtet mich bitte. Ich fand leider auch mit Google keine zufriedenstellende Erklärung der Logik hinter diesem Rätsel - das ist mir seit dem ersten Silent Hill (dessen Sternzeichen-Rätsel ich, wie ich zugeben muss, bis heute nicht kapiert habe) nicht passiert...
Fazit:
Obwohl ich
Danganronpa 2 im Endeffekt etwas schwächer als seinen grandiosen Vorgänger finde, ist es definitiv eines der absoluten Highlights für die Vita, wenn ihr auf diese Art von Genre-Mix steht. Die Geschichte ist nicht immer absolut bierernst und die Class Trials können vor allem dann nerven, wenn man zwar die richtigen logischen Schlüsse gezogen hat, aber einfach nicht just den Widerspruch identifizieren und mit exakt dem Argument kontern könnt, das sich die Entwickler gerade in den Kopf gesetzt haben. Hier ist mehr "Trial & Error" als im ersten Teil angesagt (zumindest bei mir war es so, your mileage may vary), was ich nicht unbedingt als positiv erachte. Trotzdem spreche ich eine unbedingte Kaufempfehlung für das Spiel aus.
Wer sich einen kurzen Eindruck von
Danganronpa 2 machen möchte - diesmal entschied NIS America, mehr als 2 Sekunden Gameplay in ihre Trailer zu packen:
Bitteschön.