Ja, nach langem Arbeiten oder auch Lernen halte ich es ähnlich wie du, d.h. wenn ich überhaupt zocke, dann möchte ich in dieser kurzen Zeit auch etwas geboten bekommen, im Spiel vorankommen, Erfolge feiern etc. Dennoch, manchmal gibt es Tage, an denen es mir nicht genügt, an denen es mir nicht reicht, von Checkpoint zu Checkpoint an der Hand durchs Lilalauneland geführt zu werden.RipvanWinkle wrote:Ich werfe niemandem vor, seine Lebenszeit sowie Fässerweise Stresshormone an Dark Souls zu verschwenden - ich persönlich halte dieses Spiel aber für eine Verarsche verbitterter Entwickler, die ihr anhaltendes Scheitern im Privatleben durch die Programmierung eines Spiels kompensiert haben, dass faktisch alles dafür tut, dass man es hasst.
Es ist nicht nur der enorme Schwierigkeitsgrad, es ist das Trial&Error-Prinzip, das unmögliche "Checkpoint"-System, und die Tatsache, dass man jedesmal, wenn einen der Drache anhustet, das Level nochmal von vorne Spielen darf., nur um dann nochmal angeniest zu werden. Für mich hatte Dark Souls jedenfalls nichts mit einer gesunden, sportlichen Herausforderung zu tun, und nach dem 1. Endgegner habe ich guten Gewissens aufgeben. Für mich sind Videospiele Teil meiner Freizeit, d.h. ich will an einem Abend das größtmögliche Belohnungsgefühl einstreichen- Ärgern tue ich mich in den verbleibenden 13 Stunden Wachzustand schon genug.
Ja, man kann Spiele auch auf einem höheren Schwierigkeitsgrad durchspielen, oft wird dies aber nur durch weniger Lebensenergie bzw. stärkere Gegner oder durch eine künstliche Verknappung von Munition bzw. Anzahl der Leben erreicht. Solche Spiele kann man auch auf einem niedrigeren Schwierigkeitsgrad durchspielen und hat, was die Erzählung der jeweiligen Geschichte angeht, keine Nachteile - fast immer ist es der selbe Abspann.
Hier kommt aber Dark Souls ins Spiel, welches als Spiel so ist, wie es ist. Kein auswählbarer Schwierigkeitsgrad, keine primitiven Quests aus einem peinlich genau geführten Tagebuch, welches mir per Pfeil genau den Weg weist, damit ich mich ja nicht verlaufe.
In Zeiten, in denen Spiele teilweise so vereinfacht werden, damit selbst Tante Trude den Abspann sehen kann, ist Dark Souls ein wohltuender, wenn auch sehr borstiger Gegenpol, auf den man sich komplett einlassen muss - ein höchst einnehmendes Weib, welche keine Konkubine duldet.
Es bietet eine unglaublich gefährliche Welt, die dich zum Nachdenken anregt. Entscheidungen sind teilweise endgültig, während Gier, Ungeduld oder nur die bloße Unterschätzung des vor dir stehenden Gegners fatale Konsequenzen haben kann, die unwiderruflich sind. d.h. kein einfaches Neuladen, kein Checkpoint im klassischen Sinne - "wat fott is, is fott" würde der Kölner hier sagen.
Ja, all das mag, kann und wird sehr frustrierend sein, während es gleichzeitig eine unglaubliche und im Grunde auch vergessene Spielintensität liefert. Anstatt einem belanglosen Spaziergang von Speicherpunkt zu Speicherpunkt nachzugehen, schafft es das Spiel, dass man jeden noch so kleinen Felsvorsprung kritisch beäugt. Oft ertappt man sich, wie man an bestimmten Punkten inne hält und den Schritt durch den Nebel nicht wagt bzw. damit zögert, denn wie gesagt, Gegner und vor allem Bosse sind allzu tödliche Kontrahenten, denen man mit Respekt begegnen sollte. Vom einfachen Wegfrühstücken sollte man sich hier von der ersten Sekunde verabschieden.
Wie gesagt, es geht nicht darum, dich zu bekehren oder dir meine Meinung aufzudrängen, sondern viel mehr darum, dir eine neue Sichtweise zu eröffnen, denn mit deinem kurzen Anfangsplädoyer machst du es dir zu einfach Anstatt den Entwicklern eine Kompensation des gescheiterten Privatlebens zu attestieren, würde ich soweit gehen, dass ich sie für ihren Mut und ihre Leidenschaft nur beglückwünschen kann. Wenn man das Spiel weiterspielt, merkt man, wie clever das Design und wie verschachtelt die Welt ist. Man schaltet manchmal, z.B. nach einem Bosskampf, Abkürzungen und neue Wege frei, die einen (ohne Ladezeiten) per Treppe oder Aufzug an den Anfangsort zurückbringen, während man sich beim Schmunzeln und den Wörtern "Das gibt es doch nicht" ertappt.