Puh, endlich durch mit
L.A. Noire - ohne Zweifel ein origineller und über weite Strecken spannender Titel, aber im letzten Drittel haben sich dann doch, zumindest für mich, einige drastische Ermüdungserscheinungen eingestellt.
Um mit dem Positiven anzufangen: die häufig gehörten Hauptkritikpunkte (blutleerer Protagonist, sterile Stadt ohne Nebenaktivitäten) kann ich überhaupt nicht nachvollziehen - ja, natürlich kann man alles besser/anders machen, aber für mich hat das von der atmosphärischen Präsentation absolut gepasst, und auch den wortkargen Hauptcharakter (über den man gar nicht so wenig erfährt) fand ich nicht unsympathisch.
Bei mir hakte es eher bei dem Hauptversprechen des Spiels, sprich: den angeblich auf menschlicher Intuition basierten Verhören. Ganz im ernst, nachdem ich das drei- oder viermal versemmelt habe, bin ich für den Rest des Spiels zum Videowalkthrough übergewechselt, und ich geniere mich nicht dafür.
Für mich war das gesamte Konzept schon schlecht angelegt: Es ist einfach ein Unterschied, ob man bei einem Point/Click-Adventure die möglichen Aussagen vorher lesen/auswählen kann, oder ob man lediglich die trockenen Begriffe "Zustimmen", "Anzweifeln" und "lügen" als Reaktion angezeigt bekommt.
Mir ist streckenweise der Keks aus dem Mund gefallen, als ich mal schüchtern "Anzweifeln" angeklickt habe, und Phelps zu einer halben Urteilsverkündung angesetzt hat. Also für mich hat das über weite Strecken überhaupt nicht gepasst - auch die sg. Überführung durch Beweise war für mich viel zu rigide.
EDIT: Habe gesehen, dass die Spoiler-Funktion im neuen Forum offenbar nicht funktioniert, oder ist das nur mein Browser? Daher ist hier nun alles manuell markiert
Gleich beim zweiten oder dritten Fall mit
(spoiler) der missbrauchten Jungschauspielerin
(spoiler) - ich will den Studio-Kompagnon festnageln, der sagt, er habe nichts damit zu tun: Ich zeige ihm den Erpresserscheck auf dem sein Name steht aber das ist falsch, denn das Spiel akzeptiert als Beweismittel nur
(spoiler)die Filmrolle, auf der sein Name steht
(spoiler).
Für mich gab es bei den Verhören über weite Strecken entweder nur komplett aus der Luft gegriffene Beweiskonstruktion oder 1+1=2 - richtiges Kombinieren oder Abwägen, oder ein Aha-Erlebnis hatte ich nie.
Dafür dass das Spiel eine angeblich so epische Story erzählt, hätte ich mir zwischen den Fällen auch einen größeren übergeordneten Zusammenhang gewünscht, aber das gab es eigentlich nur in der Brandstiftungs-Abteilung, und ich muss sagen, die schlussendliche Entwicklung der Hintergrundgeschichte bis zur Auflösung fand ich alles andere als überraschend oder innovativ.
Der gravierendste Kritikpunkt war für mich allerdings
(spoiler) der Perspektivwechsel am Schluss
(spoiler) . Das hatte für mich überhaupt keine sinnvolle Einbettung oder Sinn für das große Ganze und hat mich eher aus der Illusion gerissen. Und so fand ich den Schlussteil des Spiels leider auch überwiegend zäh bzw. enttäuschend.
Also im Großen und Ganzen wirklich kein schlechtes Spiel, und ich war bis zum Brandstiftungsdezernat wirklich gerne dabei, aber drei oder vier Fälle weniger und dafür ein tieferes Eintauchen und vielleicht doch ein paar Handlungsmöglichkeiten mehr hätte ich besser gefunden.
Ich glaube jetzt spiele ich
COD - World at War. Aber eigentlich bräuchte ich nach diesem verkopften Spielekolloss eigentlich einen kompletten No-Brainer der Marke
Bulletstorm.