Mal wieder ein bisschen mehr
Daniel Domscheit-Berg:
inside WikiLeaks (deutsch)
Ja, wie "angekündigt", hab ich das Buch gleich als nächstes gelesen und mir ein Bild von den Ansichten des ehemaligen Pressesprechers WikiLeaks' gemacht. Als erstes: Man merkt, dass der Mann kein Autor ist und das Buch selbst von jemand anderes aufgeschrieben wurde. Manchmal wiederholt er sich und es kann für denjenigen, der nicht technisch-begeistert bzw. wenigstens interessiert an der Geschichte WikiLeaks' ist, recht langweilig werden. Allgemein lässt sich sagen, dass der Stil des Buches ein wenig anstrengend ist. Aber man bekommt einen guten Einblick in die Geschichte aus Sicht eines, meiner Meinung nach, recht sympathischen Mannes, der ein wenig enttäuscht vom Werdegang des Projektes, dem er mehrere Monate seines Lebens widmete, ist. Für alle an WikiLeaks interessierten Leute zu empfehlen. Alle anderen lassen lieber die Finger davon, da es nicht wirklich literarisch wertvoll ist
Giovanni Francesio:
Tifare Contro (deutsch)
Auch dieses Buch ist wieder sehr speziell, aber da es den ein oder anderen Fußballfan hier gibt, denke ich mir, dass es nicht ganz für die Miez ist, wenn ich hier ein paar Worte über das Buch verliere.
Der Titel trägt den deutschen Untertitel "Eine Geschichte der italienischen Ultras", was nicht ganz der Wahrheit entspricht. Der Autor, ein älterer, ehemaliger (bin mir nicht ganz sicher) Ultra, geht nicht nur auf die italienischen Ultras sondern auch auf die gesamte Fansituation Italiens ein. Er schildert darin, wie die Bewegungen in der italienischen Fankultur entstanden, sich entwickelten und langsam zu Bruch gehen. Generell lässt sich sagen, dass das Buch einen sehr guten Einblick in italienische Stadien und deren Umfeld gewährt und man einiges über die Fankultur Resteuropas lernen kann. Das Buch wurde vom Übersetzer mit Kommentaren versehen, die einen die italienischen/europäischen Umstände besser verstehen lassen und auch einige interessante Tipps geben, was man sich als nächstes ansehen/durchlesen könnte. Von mir gibt es eine klare Empfehlung für alle, die sich für die Fankultur beim Fußball interessieren und Leute die immer auf die "bösen, asozialen Fußballfans" schimpfen, die mal wieder "randaliert" haben.
J. L. Bourne:
Day By Day Armageddon (englisch, auch deutsch erhältlich)
Hier kommen wir zur Abteilung "Freunde der gepflegten Zombie-Literatur"
Das Buch ist in Form eines Tagebuchs aufgebaut, in dem der Protagonist seine Erlebnisse in einer Zombie-Apokalypse schildert. Klingt jetzt nicht sehr spannend, macht aber unglaublich süchtig, denn man möchte immer wissen, wie es mit ihm weitergeht. Da der Autor auch noch schreiben kann, legt man das Buch kaum mehr aus der Hand und beendet sehr schnell und das nicht nur, weil es recht kurz ist.
Ein "Warnung" noch: Das Buch ist der erste Teil einer Reihe, die bisher zwei Teile beinhaltet und endet mit einem Cliffhanger. Ich weiß nicht, ob es nach dem, im englischsprachigen Raum bereits erschienenen, zweiten Teil noch weiter geht. Ansonsten empfehle ich das Buch jedem, der etwas mit Zombies anfangen kann.
Hunter S. Thompson:
Fear and Loathin in Las Vegas (englisch, auch deutsch erhältlich)
Muss ich noch etwas darüber schreiben? Eigentlich nicht.
Nur so viel: Das Buch ist noch mal um einiges besser, da sich auch die Intention Thompsons besser herauskristallisiert und die "verdrogten" Gedanken um einiges besser geschildert werden können. Wenn man vor hat das Buch in der Öffentlichkeit zu lesen, darf man sich nicht schämen, etwas dämlich, gehässig grinsend herumzusitzen
Stanislaw Lem:
Gast im Weltraum (deutsch)
Und nun kommt der Finale Schwenk zum Science-Fiction-Philosophie-Genre
Dieses Buch, welches im Jahre 3000irgendwas angesiedelt ist, schildert das Leben des Protagonisten von seiner Kindheit bis ungefähr in die Mitte seines Lebens. Er wird als junger Erwachsener zur Teilnahme an einer Weltraumexpidition ausgewählt und verbringt mehrere Jahre auf einem riesigen Raumschiff, der Gea, das das Ziel hat, die Weiten des Alls zu erkunden. Die Geschichte spielt auch die meiste Zeit auf der Gea. In dieser Utopie schildert Lem eine Welt, die den perfekten Kommunismus beherrscht und in der der Mensch nur vom Verstand und der Vernunft gelenkt ist. Diese Gesellschaft kann ein wenig nerven, da es manchmal zu sehr in der Art "Kommunisten (und damit Sowjets) - gut! Kapitalisten (und damit Amis, im späteren Verlauf als "Atlantiden" bezeichnet) - unreif, unvernünftig, böse!" von statten geht. Das kann aber auch daran liegen, dass ich eine alte DDR-Auflage habe (ca. im Bereich der frühen 60er anzusiedeln), welche wohl nur von den Sowjets zensiert erschienen ist und erst nach der Wende eine unzensierte Ausgabe erschien. Leider finde ich diese nur und das mit der Zensur hab ich erst heute in einem noch unfertigen Wikipedia-Artikel gelesen, nach dem sich Lem schon damals sehr erbost über die Zensur geäußert haben muss.
Was aber wirklich faszinierend an diesem Buch ist, ist die Tatsache, dass einiges, was sich Herr Lem damals vorstellte wirklich schon existiert (z.B.: eBooks, Halbleiterchips, Internet und dessen Vorzüge) und sich einige andere Kunst schaffende bei ihm bedient haben (z.B.: Kubricks
2001, Futurama). Der Erzählstil ist sehr gut und rettet einen auch über die etwas langatmigen Passagen hinweg. Der Roman ist auf jeden Fall zu empfehlen, da er eine sehr schöne Studie einer von der restlichen Menschheit abgeschotteten Gruppe Menschen ist, die sich in der Weite des Nichts fortbewegt. Jeder, der auch nur ein bisschen interessiert ist, sollte sich auf die Suche nach einem unzensierten Exemplar begeben.
Das wäre geschafft.
Als nächstes (vermutlich aber erst nach den Prüfungen) werde ich
Game of Thrones lesen. Mal sehen, was danach kommt, vielleicht endlich ein weiterer Murakami. Primär
Naokos Lächeln, da der Film es nun nach Deutschland geschafft hat. Jetzt seid ihr wieder dran. Los, los!